Natalizumab gehört seit fast 20 Jahren zu den effektivsten Therapien der hochaktiven Multiplen Sklerose. Mit dem seit 2024 verfügbaren Biosimilar Tyruko® stehen nun erstmals zwei Präparate – und damit auch zwei unterschiedliche JC-Virus-Antikörpertests – zur Verfügung.
Im Gespräch mit PD Dr. Marc Pawlitzki, Dr. Melanie Schütte und Prof. Dr. Orhan Aktas (Universitätsklinikum Düsseldorf) wurde deutlich, dass die Einführung des neuen, sensitiveren ImmunoWELL™ JCV-IgG-Tests im Praxisalltag für Unsicherheit sorgt. Während der bisherige STRATIFY-JCV®-DxSelect™-Test die Grundlage der bekannten Risikotabellen bildet, lassen sich dessen Werte nicht direkt auf den neuen Test übertragen.
Was bedeutet das für die Praxis?
- Beide Tests sind zertifiziert und standardisiert, unterscheiden sich aber in ihrer Sensitivität.
- Niedrig positive Ergebnisse im neuen Test sind meist Ausdruck der höheren Messgenauigkeit – nicht eines tatsächlichen Risikowechsels.
- Wichtig bleibt: Verlaufskontrollen immer mit demselben Assay durchführen und biologische Stabilität über MRT und klinische Untersuchung absichern.
- Eine Umstellung der Therapie allein aufgrund eines „positiven“ neuen Testergebnisses ist meist nicht erforderlich.
Therapeutischer Kontext:
Natalizumab bleibt ein hochwirksames, schnell einsetzbares Medikament – besonders in frühen Krankheitsphasen. Das PML-Risiko kann durch verlängerte Infusionsintervalle und konsequentes Monitoring minimiert werden.
Fazit:
Sensitivere Testverfahren sind kein Risiko, sondern ein Fortschritt in der Sicherheit. Entscheidend bleibt, den Menschen zu betrachten – nicht nur den Laborwert.
Mehr dazu: „Den Menschen anschauen und nicht nur den Laborwert“ Neurotransmitter 2025

