In Zusammenarbeit mit Bendix Labeit
Akinetische Krisen zählen zu den dramatischsten Komplikationen der Parkinson-Erkrankung. Innerhalb kürzester Zeit verlieren Betroffene nahezu vollständig ihre Bewegungsfähigkeit, oft begleitet von schweren Schluckstörungen. Die orale Medikamenteneinnahme ist dann nicht mehr möglich, was diese Situationen besonders gefährlich macht. Ohne rasche dopaminerge Therapie drohen schwerwiegende Komplikationen wie Aspirationspneumonie, Thrombosen oder sogar Lungenembolien.
Die Behandlung stellt eine Herausforderung dar, insbesondere, wenn enterale Applikationswege wie die Magensonde versagen. Ein aktuell veröffentlichter Fallbericht unserer Klinik zeigt nun, wie subkutanes Foslevodopa/Foscarbidopa – ein neu zugelassener Wirkstoff – auch in akuten Krisensituationen als Off-Label-Therapie vielversprechend wirken kann.
Der Fall: Wenn Infektion, OP und Medikationsfehler zur Krise führen
Ein 66-jähriger Patient mit seit 13 Jahren bestehender Parkinson-Erkrankung (Stadium 3 nach Hoehn und Yahr) erhielt eine Knieprothese. In der Folge kam es zu einer Infektion im Bereich der Endoprothese. Drei Wochen später wurde der Patient erneut notfallmäßig eingewiesen, doch dabei passierte ein Fehler: Die dopaminerge Parkinson-Medikation wurde nicht wieder aufgenommen.
Die Folgen zeigten sich rasch: Der Patient entwickelte eine akinetische Krise mit kompletter Bewegungsunfähigkeit, Fieber und Vigilanzstörung. Eine Verlegung auf die Intensivstation war unumgänglich.
Zunächst erfolgte die dopaminerge Therapie über eine Magensonde – mit nur begrenztem Erfolg. Mehrere Versuche zur Neuanlage der Sonde schlugen fehl. In dieser kritischen Phase wurde erstmals eine kontinuierliche subkutane Infusion mit Foslevodopa/Foscarbidopa eingesetzt, eine bislang kaum dokumentierte Maßnahme in der akuten Krise.
Bereits nach drei Tagen zeigte sich ein deutliches Ansprechen: Die Beweglichkeit nahm spürbar zu, die Vigilanz normalisierte sich, und das Fieber ging zurück. Nach Wiederherstellung der Schluckfähigkeit konnte der Patient wieder auf orale Medikamente umgestellt werden.
Schlussfolgerung
Subkutanes Foslevodopa ist primär zur Behandlung motorischer Fluktuationen bei fortgeschrittenem Parkinson zugelassen. Der große Vorteil liegt in der kontinuierlichen dopaminergen Stimulation, unabhängig vom Magen-Darm-Trakt. Gerade in Situationen, in denen dieser Applikationsweg nicht zur Verfügung steht, kann dies ein entscheidender Vorteil sein.
Der hier geschilderte Fall macht deutlich: Auch in akinetischen Krisen – oft schwer therapierbare Notfälle – kann die subkutane Gabe von Foslevodopa/Foscarbidopa eine wichtige therapeutische Option darstellen.
Fazit und Ausblick
Der Einsatz von subkutanem Foslevodopa bei akinetischen Krisen erfolgt aktuell off-label. Doch dieser Fallbericht zeigt das Potenzial dieser Behandlungsform. Um sie in Zukunft sicher und routinemäßig einsetzen zu können, sind weitere klinische Studien erforderlich, insbesondere zur Wirksamkeit, zu Nebenwirkungen (wie potenziellen psychischen Veränderungen) und zur praktischen Umsetzbarkeit.
Eines ist klar: In Notfallsituationen, in denen etablierte Therapien an ihre Grenzen stoßen, braucht es flexible Lösungen. Subkutanes Foslevodopa könnte eine davon sein – vorausgesetzt, es werden geeignete Rahmenbedingungen geschaffen, etwa durch verfügbare Infusionssysteme in der Klinik.