Wie gut ist Deutschland aufgestellt bei neurovaskulären Notfällen? Eine Analyse zur Erreichbarkeit zertifizierter Zentren

In Zusammenarbeit mit Marc Pawlitzki

Moderne endovaskuläre Verfahren wie die Thrombektomie haben die Behandlung von Schlaganfällen revolutioniert – allerdings nur, wenn sie schnell erfolgen. Um eine flächendeckend hohe Versorgungsqualität zu sichern, zertifiziert die Deutsche Gesellschaft für Interventionelle Radiologie (DeGIR) spezialisierte Zentren für Schlaganfallbehandlung (Modul E), Gefäßanomalien (Modul F) sowie kombinierte neurovaskuläre Therapiezentren (Modul EF). Doch wie gut erreichbar sind diese Einrichtungen wirklich?

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Innovative Immuntherapie bei Myasthenia gravis: Neue Hoffnung durch bispezifische Antikörper

Myasthenia gravis (MG) ist eine chronische Autoimmunerkrankung, bei der die Kommunikation zwischen Nerv und Muskel gestört ist. Das Immunsystem richtet sich gegen körpereigene Strukturen, meist die Acetylcholinrezeptoren. Es kommt zu belastungsabhängiger Muskelschwäche, Doppeltsehen, Schluckstörungen oder Atemnot. Besonders seltene Subtypen wie LRP4-positive MG sind oft schwer behandelbar und sprechen nur unzureichend auf klassische Immuntherapien an.

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Magdeburger Neurologiesymposium 2025: Neurologie im Wandel – Fortschritt, Vielfalt und klinische Relevanz an einem Tag

Am 20. September 2025 wird die Magdeburger Hyparschale zum Treffpunkt für Neurolog:innen, Forschende, medizinisches Fachpersonal und alle, die sich für moderne neurologische Versorgung interessieren. Beim Magdeburger Neurologiesymposium erwartet die Teilnehmenden ein kompakter und zugleich tiefgehender Überblick über aktuelle Entwicklungen in der gesamten Bandbreite der Neurologie – praxisnah, wissenschaftlich fundiert und interdisziplinär vernetzt.

Insgesamt 22 renommierte Referent:innen aus Universitätskliniken, spezialisierten Fachzentren und der translationalen Forschung beleuchten in kurzen, pointierten Vorträgen zentrale Themen der neurologischen Versorgung. Die Inhalte reichen von neuroimmunologischen Erkrankungen wie der Multiplen Sklerose und Myasthenia gravis über neurovaskuläre Notfälle und moderne Schlaganfallversorgung bis hin zu Epilepsien, Bewegungsstörungen, Demenzen und neuromuskulären Erkrankungen. Auch aktuelle Entwicklungen im Bereich der Digitalen Medizin, KI-gestützten Diagnostik und Versorgungsforschung werden diskutiert.

Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Verbindung von klinischer Praxis und wissenschaftlichem Fortschritt. Die Referent:innen stellen nicht nur aktuelle Leitlinien und Studien vor, sondern teilen konkrete Erfahrungen aus ihrem Versorgungsalltag – ein klarer Mehrwert für Ärzt:innen in Klinik und Praxis gleichermaßen.

Die Hyparschale bietet mit ihrer modernen Architektur und offenen Atmosphäre den idealen Rahmen für Austausch, Diskussion und Begegnung. In Pausen und Diskussionsrunden besteht die Möglichkeit, sich mit Kolleg:innen aus verschiedenen Regionen zu vernetzen, neue Impulse für die eigene Arbeit mitzunehmen und sich in interdisziplinären Gesprächen inspirieren zu lassen.

Das Magdeburger Neurologiesymposium 2025 versteht sich als Fortbildungsplattform, Think-Tank und Netzwerktreffen zugleich – mit dem Ziel, neurologische Versorgung kontinuierlich weiterzudenken und gemeinsam zu gestalten.


Veranstaltungsdetails:
Datum: 20. September 2025
Ort: Hyparschale Magdeburg
Referierende: 22 Expert:innen aus Klinik, Forschung und Versorgung
Themen: MS, Epilepsie, Schlaganfall, Parkinson, Demenz, Digitale Neurologie u. v. m.
Programm
Anmeldung

Serum-NfL bei Multipler Sklerose – ein Blutwert mit Potenzial

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die in unterschiedlichsten Formen auftreten kann – schubförmig, progredient, mit mildem oder schwerem Verlauf. Eine zentrale Herausforderung in der Versorgung von Menschen mit MS liegt darin, Krankheitsaktivität und -verlauf möglichst präzise zu erfassen, um individuelle Therapieentscheidungen optimal zu steuern.

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Akinetische Krise bei Parkinson: Wie subkutanes Foslevodopa helfen kann – ein Fallbericht

In Zusammenarbeit mit Bendix Labeit

Akinetische Krisen zählen zu den dramatischsten Komplikationen der Parkinson-Erkrankung. Innerhalb kürzester Zeit verlieren Betroffene nahezu vollständig ihre Bewegungsfähigkeit, oft begleitet von schweren Schluckstörungen. Die orale Medikamenteneinnahme ist dann nicht mehr möglich, was diese Situationen besonders gefährlich macht. Ohne rasche dopaminerge Therapie drohen schwerwiegende Komplikationen wie Aspirationspneumonie, Thrombosen oder sogar Lungenembolien.

Die Behandlung stellt eine Herausforderung dar, insbesondere, wenn enterale Applikationswege wie die Magensonde versagen. Ein aktuell veröffentlichter Fallbericht unserer Klinik zeigt nun, wie subkutanes Foslevodopa/Foscarbidopa – ein neu zugelassener Wirkstoff – auch in akuten Krisensituationen als Off-Label-Therapie vielversprechend wirken kann.

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Früh starten, länger profitieren? Was die CONFIDENCE-Studie über Ocrelizumab verrät

Ocrelizumab (Ocrevus®) ist das erste Medikament, das sowohl für die schubförmige (RMS) als auch die primär progrediente Multiple Sklerose (PPMS) zugelassen ist. In den zulassungsrelevanten OPERA-I- und -II-Studien konnte Ocrelizumab die Krankheitsaktivität signifikant senken und den Krankheitsverlauf verlangsamen – mit einem ähnlichen Sicherheitsprofil wie Interferon β-1a. Doch wie bewährt sich diese Therapie im klinischen Alltag?

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Brauchen wir noch Kontrastmittel bei Multipler Sklerose?

In Zusammenarbeit mit Marc Pawlitzki

Magnetresonanztomografie (MRT) ist für Diagnose und Verlaufskontrolle der Multiplen Sklerose (MS) unverzichtbar. Lange galt der Einsatz von gadoliniumhaltigem Kontrastmittel (Gd) als Standard, um entzündliche Aktivität sichtbar zu machen. Doch mit wachsender Sorge über Gd-Ablagerungen im Gehirn und potenzielle Langzeitfolgen wurde dieser Standard in Frage gestellt. Internationale Empfehlungen wie die MAGNIMS-CMSC-NAIMS-Guidelines von 2021 fordern daher: Weniger Gd, gezielter eingesetzt.

Aber wie konsequent wird das wirklich umgesetzt? Und wie verändert sich dadurch der klinische Alltag?

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GLP-1-Rezeptoragonisten im Fokus: Neue Studie untersucht mögliches Risiko suizidaler Gedanken unter Semaglutid

Die medikamentöse Behandlung von Adipositas und Typ-2-Diabetes hat in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Dynamik erlebt. Im Zentrum dieser Entwicklung stehen sogenannte GLP-1-Rezeptoragonisten, wie Semaglutid und Liraglutid. Diese Substanzen haben durch ihre signifikanten Effekte auf Gewicht, Blutzuckerkontrolle und kardiovaskuläre Risikofaktoren große Aufmerksamkeit in Fachkreisen wie auch in der Öffentlichkeit erlangt.

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Update zur Immunologie der Multiplen Sklerose

Von Patricia Kirschner, Marc Pawlitzki, Hans-Peter Hartung und Sven Meuth

Die neue Komplexität der Multiplen Sklerose (MS)

Multiple Sklerose ist eine der am intensivsten erforschten neurologischen Erkrankungen unserer Zeit. Dennoch sind viele ihrer immunologischen Grundlagen und vor allem die Prozesse, die das Fortschreiten unabhängig von Schüben (PIRA) beeinflussen, weiterhin nicht vollständig verstanden. In einem aktuellen Überblick beleuchten wir, welche neuen immunologischen Erkenntnisse in den letzten Jahren gewonnen wurden – von genetischen Risikofaktoren über virale Auslöser bis hin zur Rolle des Darmmikrobioms, T- und B-Zell-Interaktionen sowie zelluläre Prozesse innerhalb des ZNS.

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Wenn die Bürokratie stärker ist als die Medizin

In einem eindrucksvollen Beitrag , erschienen in JAMA Neurology, schildert ein amerikanischer Arzt eine Erfahrung, die tief unter die Haut geht – nicht nur wegen der medizinischen Tragweite, sondern vor allem wegen des Versagens des Gesundheitssystems an einem entscheidenden Punkt: dem Zugang zu innovativer Therapie.

Es geht um ein achtjähriges, lebensfrohes Mädchen. Nur minimale, kaum auffällige Symptome veranlassten den behandelnden Arzt zu einem MRT – mit erschütterndem Befund: ein großer, inoperabler Hirntumor. Die gute Nachricht: Es handelte sich um ein niedriggradiges Gliom – behandelbar und potenziell heilbar. Dank moderner molekularer Diagnostik konnte eine Mutation nachgewiesen werden, die eine zielgerichtete Therapie mit einem zugelassenen Medikament möglich machte, besser verträglich als die traditionelle Chemotherapie, und zunehmend ein neuer therapeutischer Standard.

Die Entscheidung der Eltern fiel nach ausführlicher Beratung eindeutig zugunsten der modernen Therapie aus.

Und dann kam die Antwort der Krankenkasse: Ablehnung. Kein Ja zur neuen Therapie. Keine Unterstützung für die präzisere, schonendere, wissenschaftlich fundierte Therapie – weil die offiziellen Standards die Realität der modernen Krebsmedizin nicht schnell genug abbilden.

Der Arzt, der diese Geschichte erzählt, ist fassungslos. In einem Moment größter Frustration zitiert er Howard Beale aus dem Filmklassiker Network von 1976: „I’m mad as hell and I’m not going to take this anymore!“

Sein Ausruf ist kein emotionales Überkochen – er ist ein Weckruf. Denn dieser Fall steht sinnbildlich für viele andere: Die medizinische Wissenschaft entwickelt sich rasant, doch bürokratische Prozesse, Regelwerke und Erstattungslogiken bremsen den Fortschritt auf dem Rücken der Schwächsten – in diesem Fall eines achtjährigen Kindes.

Was muss sich ändern?
Wir brauchen einen Strukturwandel im Umgang mit innovativen Therapien. Schnellere Bewertungsprozesse, mehr Entscheidungsspielraum für behandelnde Ärztinnen und Ärzte und ein System, das bereit ist, sich an die Realität der modernen Medizin anzupassen. Denn sonst bleibt der medizinische Fortschritt Theorie – und Patientinnen und Patienten zahlen den Preis.

Quelle: Korones DN. “I’m as Mad as Hell and I’m Not Going to Take This Anymore!”. JAMA Neurol. Published online April 21, 2025. doi:10.1001/jamaneurol.2025.0782