Peripherin ein neuer Biomarker für die Peripherie?

In Zusammenarbeit mit Jan Voth

Ein bestehendes Problem in der Diagnostik und Behandlung peripherer Neuropathien ist das Fehlen zuverlässiger Biomarker. Ärztinnen und Ärzte müssen bei diesen Krankheitsbildern auf körperliche Untersuchungen sowie klinische und neurophysiologische Tests zurückgreifen, welche vermehrt fehleranfällig sind und einen hohen zeitlichen Aufwand mit sich bringen. Verlässliche Biomarker könnten die Diagnosestellung und den therapeutischen Werdegang auch im Hinblick auf ein Therapieansprechen vereinfachen.

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Exploring the effects of extended interval dosing of natalizumab and drug concentrations on brain atrophy in multiple sclerosis

In Zusammenarbeit mit Elaine Trautmann

Natalizumab ist ein monoklonaler Antikörper, der zur Behandlung der schubförmig remittierenden Multiplen Sklerose (RRMS) eingesetzt wird. In unseren zunehmend personalisierten Behandlungen, wird immer häufiger das standardmäßige Behandlungsintervall von 4 Wochen verlängert, mit dem Ziel das Risiko für eine progressive multifokale Leukoenzephalopathie (PML) durch das John-Cunningham-Virus (JCV) zu reduzieren.

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Bioavailable central nervous system disease-modifying therapies for multiple sclerosis

In Zusammenarbeit mit Patricia Kirschner

Ein jüngst veröffentlichter Reviewartikel in Frontiers of Immunology fasste die Auswirkungen von Medikamenten zur Behandlung von Multipler Sklerose (MS) auf das zentrale Nervensystem (ZNS) zusammen. Bisherige Studien liefern Hinweise darauf, dass die Wirkstoffe Cladribin, Fingolimod, Ozanimod, Ponesimod und Siponimod neben ihrer peripheren Wirkung auch direkte Effekte auf das ZNS ausüben. Im Gegensatz dazu wurde bei anderen zugelassenen MS-Therapien entweder hauptsächlich eine periphere Wirkung festgestellt oder es fehlen ausreichende Studien, die sich mit den zentralen Wirkmechanismen befassen.

Cladribin, ein Wirkstoff, der die DNA-Synthese hemmt, wurde nachgewiesen, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden. In Zellkulturen beeinflusst Cladribin die Funktion von Mikroglia und zeigt eine Reduktion der Schubaktivität, klinischen Krankheitsprogression und Gehirnatrophie bei MS-Patienten. Es unterdrückt auch die intrathekale humoral Immunantwort, wie durch die oligoklonalen Banden gemessen.

Die Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptoragonisten Fingolimod, Ozanimod, Ponesimod und Siponimod verhindern die Migration von Lymphozyten aus den Lymphknoten in das ZNS. Diese lipophilen Wirkstoffe überwinden die Blut-Hirn-Schranke und wirken direkt auf das ZNS. Fingolimod beeinflusst die Funktion verschiedener Gliazellen und zeigt in Studien einen Einfluss auf die Remyelinisierung. Untersuchungen mit Mausmodellen und Zellkulturen zeigen, dass auch Ozanimod im ZNS Mikroglia und Astrozyten beeinflusst. Ponesimod wirkt auf neuroinflammatorische Prozesse über Astrozyten, während Siponimod in Studien den Untergang von Oligodendrozyten reduzierte, die axonale Demyelinisierung verringerte und die Remyelinisierung förderte.

Wirkstoffe, bei denen eine Wirkung auf das ZNS nachgewiesen wurde, zeigten in Phase-3-Studien eine bessere Wirksamkeit hinsichtlich Parameter wie Gehirnvolumen, Kognition oder Grad der Behinderung im Vergleich zu Wirkstoffen mit rein peripheren Wirkmechanismen. Aktuelle klinische Studien zu neuen MS-Therapieansätzen legen nahe, dass diese ebenfalls direkte Auswirkungen auf das ZNS haben. Eine genauere Untersuchung zur Unterscheidung zwischen peripheren und zentralen Wirkmechanismen in klinischen Studien zu MS-Therapien könnte neue Erkenntnisse für die Behandlung dieser Erkrankung liefern. Um festzustellen, ob ein Wirkstoff die Blut-Hirn-Schranke überwindet, können neben der Messung der Wirkstoffkonzentration im Gehirn auch Biomarker wie Neurofilament-Leichtketten oder moderne bildgebende Verfahren genutzt werden. Diese Erkenntnisse sollten bei der Erforschung neuer Wirkstoffe oder der Kombination von Wirkstoffen mit peripheren und zentralen Ansätzen berücksichtigt werden.

Quelle: Hartung HP, Cree BAC, Barnett M, Meuth SG, Bar-Or A, Steinman L. Bioavailable central nervous system disease-modifying therapies for multiple sclerosis. Front Immunol. 2023;14:1290666. Published 2023 Nov 29. doi:10.3389/fimmu.2023.1290666

A recently published review article in Frontiers of Immunology summarized the effects of drugs used in the treatment of multiple sclerosis (MS) on the central nervous system (CNS). Previous studies provide indications that the drugs Cladribin, Fingolimod, Ozanimod, Ponesimod, and Siponimod not only have peripheral effects but also exert direct effects on the CNS. In contrast, other approved MS therapies have either primarily shown peripheral effects, or there is a lack of sufficient studies examining their central mechanisms.

Cladribin, a drug inhibiting DNA synthesis, has been shown to overcome the blood-brain barrier. In cell cultures, Cladribin influences the function of microglia, demonstrating a reduction in relapse activity, clinical disease progression, and brain atrophy in MS patients. It also suppresses the intrathecal humoral immune response, as measured by oligoclonal bands.

The Sphingosin-1-Phosphate receptor agonists Fingolimod, Ozanimod, Ponesimod, and Siponimod prevent the migration of lymphocytes from lymph nodes into the CNS. These lipophilic drugs can overcome the blood-brain barrier and directly affect the CNS. Fingolimod influences the function of various glial cells and shows an impact on remyelination in studies. Research with mouse models and cell cultures indicates that Ozanimod also influences microglia and astrocytes in the CNS. Ponesimod affects neuroinflammatory processes through astrocytes, while Siponimod, in studies, reduced the demise of oligodendrocytes, decreased axonal demyelination, and promoted remyelination.

Drugs with proven effects on the CNS demonstrated better efficacy in Phase 3 studies concerning parameters such as brain volume, cognition, or disability level compared to drugs with purely peripheral mechanisms. Ongoing clinical studies on new MS therapy approaches suggest that these also have direct effects on the CNS. A more detailed investigation into distinguishing peripheral and central mechanisms in clinical studies on MS therapies could provide new insights into treating this condition. To determine whether a drug crosses the blood-brain barrier, measurements of drug concentration in the brain, along with biomarkers like neurofilament light chains or modern imaging techniques, can be utilized. These findings should be considered in the exploration of new drugs or the combination of drugs with both peripheral and central approaches.

Complement and MHC patterns can provide the diagnostic framework for inflammatory neuromuscular diseases

In Zusammenarbeit mit Christopher Nelke

Die histopathologische Analyse von Skelettmuskeln bleibt der diagnostische Goldstandard zur Erkennung und Unterscheidung neuromuskulärer Störungen, obwohl genetische und biochemische Techniken einen etablierten Platz in der diagnostischen Abklärung haben.

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SARS-CoV-2 Vaccination and Neuroimmunological Disease: A Review

In Zusammenarbeit mit Alice Willison

Der zeitliche Zusammenhang zwischen dem Auftreten neurologischer Erkrankungen, vieler Autoimmunerkrankungen und der Impfung gegen SARS-CoV-2 ist von großem Interesse und wird sowohl in der medizinischen Fachliteratur als auch in der Praxis intensiv diskutiert. In Anbetracht der sehr geringen Häufigkeit dieser Erkrankungen auf natürlichem Wege und im Zusammenhang mit Impfungen ist es schwierig, mit Sicherheit festzustellen, ob es einen ursächlichen Zusammenhang gibt, und vor allem, wie die Pathophysiologie aussehen könnte.

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Guns, Germs, and steel: The Fates of Human Societies

Jared Diamond

„Guns, Germs, and Steel“ by Jared Diamond is a non-fiction book that explores the factors behind the unequal distribution of wealth, technology, and power between different societies throughout human history. Diamond argues that geographic and environmental factors, rather than inherent differences in intelligence or genetics, have been the primary drivers of this inequality.

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Digitale Medizin in der neurologischen Forschung – zwischen Hype und Evidenz

In Zusammenarbeit mit Lars Masanneck

In dem kürzlich im Nervenarzt erschienen Leitthema widmen wir uns den Chancen und Herausforderungen der Digitalen Medizin in der Neurologie – mehr unter https://link.springer.com/article/10.1007/s00115-023-01581-6#citeas.

In der Welt der Neurologie steht eine Revolution bevor, angetrieben durch die rasanten Fortschritte in der digitalen Medizin. Einflüsse wie die COVID-19-Pandemie haben nicht nur strukturelle Defizite im Gesundheitssystem aufgedeckt, sondern auch das enorme Potenzial digitaler Technologien für eine moderne klinische Versorgung enthüllt. Die wachsende Bedeutung von digitalen Gesundheitstechnologien (DGT) und digitalen Therapeutika (DTx) markiert den Beginn einer neuen Ära in der Behandlung und Erforschung neurologischer Erkrankungen.

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The importance of pyramidal tract integrity for cortical plasticity and related functionality in patients with multiple sclerosis

In Zusammenarbeit mit Carolin Ballof

Trotz großer Fortschritte in der Diagnostik und Behandlung der Multiplen Sklerose (MS) ist eine Vorhersage des individuellen klinischen Verlaufs aktuell nicht möglich. Dies könnte auf funktionelle und strukturelle kortikale Reorganisationsprozesse zurückzuführen sein, die die mit der Erkrankung einhergehende Demyelinisierung und Neurodegeneration kompensieren können. Diese Prozesse, auch als ‚kortikale Plastizität‘ bezeichnet, sind jedoch begrenzt und spielen eine entscheidende Rolle in der Prävention klinischer Beeinträchtigungen.

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