In Zusammenarbeit mit Bendix Labeit
Deutschland wird älter – und mit dem demografischen Wandel wächst der Bedarf an guter Altersmedizin. Geriatrische Versorgung braucht jedoch mehr als Strukturen und Personal: Sie lebt von Ärztinnen und Ärzten, die sowohl klinisch als auch wissenschaftlich arbeiten. Genau hier setzt die GERisearch-Umfrage an, über die wir in der Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie berichten. Ziel war es, Forschungsaktivität, Interessen und Rahmenbedingungen geriatrisch tätiger Ärzt:innen in Deutschland sichtbar zu machen.
Die Ergebnisse sind deutlich: Unter den 273 Teilnehmenden ist jeweils etwa ein Drittel wissenschaftlich aktiv, ein Drittel an Forschung nicht interessiert und ein weiteres Drittel grundsätzlich interessiert, aber aktuell nicht aktiv. Besonders forschungsaktiv sind Kolleg:innen an Universitätskliniken mit geriatrischem Lehrstuhl – hier arbeitet fast die Hälfte der wissenschaftlich Aktiven, obwohl nur ein Fünftel der Gesamtstichprobe dort angestellt ist. An nichtuniversitären Kliniken ohne Lehrstuhl zeigt sich ein anderes Bild: Viele hätten Interesse an Forschung, werden aber durch Arbeitsbedingungen ausgebremst. Am häufigsten genanntes Hindernis ist die mangelnde Vereinbarkeit von Klinikalltag und Forschung; hinzu kommen fehlende Mentoren, wenig forschungsfreundliche Umgebung und begrenzte Zeitressourcen.
Auffällig sind auch geschlechterspezifische Unterschiede. Männer sind häufiger promoviert, habilitiert und aktuell wissenschaftlich aktiv. Frauen stellen dagegen zwei Drittel derjenigen, die zwar Forschungsinteresse haben, aber momentan nicht aktiv forschen. Gerade diese Gruppe zeigt ein ausgeprägtes Interesse an praxisrelevanten Themen wie Polypharmazie und Ernährungsmedizin – also Bereichen, die für die Versorgung hochbetagter und multimorbider Patient:innen zentral sind. Es mangelt nicht am inhaltlichen Interesse, sondern an tragfähigen Strukturen.
Wir leiten daraus einen klaren Handlungsauftrag ab: Geriatrische Forschung in Deutschland braucht gezielte Förderung – insbesondere für Kolleg:innen an außeruniversitären Einrichtungen und für Frauen. Wichtige Bausteine sind verlässliche Mentoring-Programme, geschützte Forschungszeiten und der Ausbau geriatrischer Lehrstühle mit echter Anbindung an universitäre Forschungsstrukturen. Die positive Nachricht ist: Das wissenschaftliche Interesse in der Geriatrie ist hoch. Wenn es gelingt, strukturelle Hürden abzubauen, kann die Geriatrie ihren Beitrag zur Alternsforschung deutlich stärken – und damit die Versorgung der älteren Patient:innen nachhaltig verbessern.

