Körperliches Training gilt seit Langem als wirksame Therapie, um nach einem Schlaganfall Bewegungs- und Gehirnfunktionen wiederherzustellen. Doch bislang war unklar, welche molekularen Prozesse dahinterstehen. Eine neue Studie von Forschenden der Universitäten Münster und Düsseldorf zeigt nun, dass spezielle Immunzellen – sogenannte regulatorische T-Zellen (Tregs) – dabei eine zentrale Rolle spielen.
In einem Mausmodell für Schlaganfall stellten die Forschenden fest, dass nur Tiere mit funktionierendem Immunsystem von Bewegungstraining profitierten. Mäuse ohne T-Zellen zeigten keine Verbesserungen, es sei denn, sie erhielten Tregs von gesunden Tieren. Diese Zellen fördern offenbar die Heilung, indem sie über den Botenstoff Interleukin-10 (IL-10) übermäßige Reizbarkeit (Hyperexzitabilität) in Nervenzellen rund um das geschädigte Gehirngebiet verhindern. Eine zu hohe Erregbarkeit kann Zellen schädigen und die Regeneration behindern. Durch IL-10-Signalwege wird das Gleichgewicht der neuronalen Aktivität stabilisiert, was wiederum das Wachstum neuer Nervenverbindungen (Neuroplastizität) unterstützt.
Zudem zeigte die Untersuchung, dass Bewegung die Vermehrung von Tregs im Gehirn und in Lymphknoten anregt, während gleichzeitig entzündungsfördernde Immunzellen gebremst werden. Auch eine Verringerung von schädlicher „Narbenbildung“ durch Astrozyten sowie eine Verschiebung hin zu einem entzündungshemmenden Immunmilieu wurden beobachtet. Diese Prozesse schaffen offenbar ein günstiges Umfeld für den Wiederaufbau neuronaler Netzwerke.
Die Studie verdeutlicht damit: Bewegung nach Schlaganfall wirkt nicht nur auf Muskeln, sondern aktiviert auch das Immunsystem auf eine Weise, die die Regeneration des Gehirns unterstützt. Entscheidend ist dabei die Interaktion zwischen körperlichem Training, Immunzellen und neuronaler Aktivität.
Für die klinische Praxis bedeutet das, dass physiotherapeutische Maßnahmen besonders effektiv sind, wenn das Immunsystem intakt ist. Langfristig könnten Therapien, die gezielt Tregs oder IL-10-Signalwege fördern, neue Möglichkeiten eröffnen, die Erholung nach Schlaganfall weiter zu verbessern.

