Neuro-COVID und seine unterschiedlichen Gesichter

Neurologische Manifestationen betreffen einen hohen Anteil der COVID-19-Patienten und sind ernst zu nehmende direkte oder indirekte Auswirkungen der COVID-19 Infektion.

Akute neurologischen Symptome und Krankheitsbilder (Neuro-COVID) umfassen Anosmie, Ageusie, Kopfschmerzen, Schwindel bis hin zu schweren Komplikationen wie epileptischen Anfällen, Enzephalitis, Schlaganfällen, zerebralen Thrombosen und Guillain-Barre Syndrom. Neuro-COVID ist assoziiert mit schweren COVID-19 Verläufen (ca. 6-fach erhöhten Krankenhaussterblichkeit).

Des Weiteren wird die Relevanz von Spätfolgen (Post-COVID) immer deutlicher. Letztere sind häufig (etwa jeder zehnte COVID-19-Patient), durch neuro-psychiatrische Symptome geprägt und betreffen vor allem auch Patienten mit initial leichten COVID-19 Verläufen (67% der Patienten ohne initiale Hospitalisierung). Post-COVID manifestiert sich in Form von leichteren Symptomen wie Kopfschmerzen, Hyposmie and Hypogeusie bis hin zu schwereren Zuständen wie Schlafstörungen, kognitiven Beeinträchtigungen, Angststörung und Depression. Während aktuelle Daten die Häufigkeiten, Relevanz und schlechte Prognose des Neuro-COVID belegen, bleibt dies für Post-COVID noch unklar.

Als Ursache der neuronalen Affektion werden außer einem direkten Befall des Nervensystems durch Neurotropismus von Sars-CoV2, zahlreiche unspezifische Mechanismen sowie indirekte Auswirkungen der systemischen Erkrankung auf das Nervensystem diskutiert. Darunter fallen zerebral hypoxische Effekte des Lungenversagens, Zytokin-/Mediator- und metabolische Effekte der systemischen Inflammation, phasenabhängig entweder gerinnungsfördernde oder gerinnungshemmende Blutkonstellationen und Kreuzreaktionen bzw. andere inflammatorische Trigger von para- oder postinfektiösen Prozessen.

Zusammenfassend ist COVID-19 ein Krankheitsbild, das spezielle neurologische Expertise erfordert. Sowohl in der Akut- als auch Postakutversorgung werden wir Neurologen vor große Herausforderungen gestellt. Der Prävention durch Impfungen gegen Sars-CoV2 kommt auch in diesem Hinblick die wichtigste Bedeutung zu.