Die Rolle der B-Zellen bei Autoimmunerkrankungen

In Zusammenarbeit mit Moritz Furman

B-Zellen spielen eine wichtige Rolle in der Pathophysiologie von Multipler Sklerose (MS), Neuromyelitis optica spectrum disorders (NMOSD) und verwandten ZNS-Erkrankungen. Nicht nur die Fähigkeit der B-Zellen, Zytokine und Immunglobuline zu produzieren, ist für die Entstehung entzündlicher ZNS-Erkrankungen von wesentlicher Bedeutung, sondern auch ihre regulatorischen Funktionen haben einen großen Einfluss auf die Pathophysiologie.

Nach positiven Erfahrungen mit den CD20 Antikörpern Rituximab und Ocrelizumab konnten durch Ofatumumab eine alltagstaugliche neue Anwendungsmethode (s. c.) sowie mit Ublituximab ein modifiziertes Wirkungskonzept (erhöhte antikörpervermittelte Zytotoxizität durch veränderte Zuckerstruktren) etabliert werden. Mit Inebilizumab wurde ein CD 19 Antikörper zur Behandlung der NMOSD zugelassen, der durch breiteres Erfassen der B-Zellentwicklungsstadien (auch frühe Pro-B-Zellen und späte Plasmablasten) wirkt.

Während die Erfahrungen mit den Zytokinantagonisten Atacicept und Telitacicept insbesondere die komplexe Rolle von B-Zell-Regulationswegen betont haben, konnten mit Sartralizumab ein Medikament in der Behandlung der NMOSD etabliert werden, welches über Bindung an Interleukin-6-Rezeptoren die Produktion von Plasmablasten und Aquaporin-4-Antikörper moduliert.

Im Kontext der Krankheitsprogression von MS wächst darüber hinaus das Verständnis zur Rolle von Macrophagen/Microgliazellen als Migranten der initialen Immunität. Durch Hemmung spezifischer Tyrosinkinasen wirken Bruton Tyrosinkinase Inhibitoren (BTKIs) sowohl auf das angeborene Immunsystem einschließlich Mikrogliazellen als auch auf die adaptive Immunantwort durch Modulation der B-Zellen. Es besteht die Hoffnung, dass die in Studien befindlichen BTKs (Evobrutinib, Tolebrutinib, Fenebrutinib, Orelabrutinib, Remibrutinib) durch ihre Wirkung auf das angeborene Immunsystem den chronischen Verlauf der MS modifizieren können. Das vorliegende Review sichtet die aktuelle Studienlage zur Therapie autoiummuner Erkrankungen des ZNS einschließlich monoklonaler Antikörper gegen CD 19 und CD 20, Zytokinantagonisten und BTKIs.

Mehr Infos unter Furman MJ, Meuth SG, Albrecht P, et al. B cell targeted therapies in inflammatory autoimmune disease of the central nervous system. Front Immunol. 2023;14:1129906. Published 2023 Mar 9.