Sensoren und Digitale Gesundheitstechnologien in Neurologischen Studien

In Zusammenarbeit mit Lars Masanneck

In der kürzlich in Nature Partner Journal Digital Medicine veröffentlichten Studie „Evidence from ClinicalTrials.gov on the growth of Digital Health Technologies in neurology trials“ untersuchten wir gemeinsam mit PartnerInnen die Verwendung von Sensortechnologien in klinischen neurologischen Studien verschiedener Indikationen.

Neurologische Erkrankungen sind weltweit die häufigste Ursache für Behinderungen und verursachen erhebliche Kosten im Gesundheitswesen. Die klinische Forschung in diesem Bereich steht jedoch vor Herausforderungen wie hohen Kosten, administrativen Hürden und schwieriger Patientenrekrutierung. Der Einsatz digitaler Gesundheitstechnologien (DGT) wie bspw. vernetzte Sensoren bietet eine vielversprechende Lösung für diese Herausforderungen. DGT sind tragbare, auf den Patienten ausgerichtete, Software enthaltende Sensoren, die die Quantität und Qualität der in klinischen Studien gesammelten Daten verbessern und die Rekrutierung von Patienten aus der Ferne in sogenannten dezentralisierten Studien ermöglichen können.

In dieser Studie wurden die auf ClinicalTrials.gov registrierten klinischen Studien für vier beispielhafte chronische neurologische Erkrankungen (Epilepsie, Multiple Sklerose, Parkinson und Alzheimer Krankheit) analysiert und Studien-Indikations-Paare identifiziert, bei denen DGT eingesetzt wurden. Von den 6763 untersuchten Studien-Indikations-Paaren wurden 441 Studien-Indikations-Paare (in Verbindung mit 430 einzigartigen klinischen Studien) als relevant eingestuft und in die Analysestichprobe aufgenommen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Verwendung von DGT in neurologischen klinischen Studien im Zeitraum 2010-2020 eine jährliche Wachstumsrate von ~39 % aufweist.

Die Studie ergab einen klaren Trend bei der Einführung von DGT in Studien, wobei die relative Häufigkeit ihrer Verwendung von 0,7 % im Jahr 2010 auf 11,4 % aller Studien der analysierten Indikationen im Jahr 2020 anstieg. Mit durchschnittlich 8,3 % während des Studienzeitraums war der Anteil der Studien zur Parkinson-Krankheit (PD) am höchsten. Studien zur Alzheimer-Krankheit (AD), Multipler Sklerose (MS) und Epilepsie zeigten einen verzögerten Aufwärtstrend bei der Verwendung von DGT, mit jeweiligen Verwendungsraten von insgesamt 7,3 %, 5,8 % und 3,3 %. In der Studie wurde auch festgestellt, dass die meisten Studien die motorischen Funktionen (68,9 %) gemessen haben, wobei viele Studien auch Bewegungselemente enthielten (34,7 %). Schlaf (15,4 %), Kognition (10,4 %) und Sprache (4,3 %) wurden weniger häufig erfasst. Ein großer Teil der Studien verwendete irgendeine Form von mobiler Anwendung (35,1 %), und die technologische Basis der am häufigsten genannten DGT waren Wearables, Smartphones, Aktigraphen und mobile Anwendungen.

Insgesamt zeigt die Studie auf, wie sehr digitale Messinstrumente auf dem Vormarsch in neurologischen Studien sind. Dabei validieren aktuell viele Studien DGT, weshalb der breite Einsatz dieser Technologien in Zukunft noch besser möglich sein wird. Hervorzuheben ist dabei, dass mehr und mehr auch verschiedene Sensortechnologien eingesetzt werden, um komplexere Zusammenhänge wie bspw. Kognition oder Spracheigenschaften zu messen. Auch kommen neue Einsatzszenarien, wie die Überwachung von Pflegenden in den analysierten Studien vor, was zeigt, wie neue Technologien dazu beitragen können, bisher unzureichend adressierbare Probleme anzugehen.

Den Originalen Artikel finden Sie hier, ein englischsprachigen Blogeintrag in einfacherer Sprache mit zusätzlichen Informationen ist hier abrufbar. Eine interaktive Visualisierung aller in dem Artikel analysierten Studien ist auf dieser Seite unseres Blogs abrufbar.