Update 2025: Autologe Stammzelltransplantation bei MS und NMOSD – Neue Empfehlungen von ECTRIMS & EBMT

In Zusammenarbeit mit Alice Willison

Die autologe hämatopoetische Stammzelltransplantation (AHSCT) ist eine hochwirksame Therapieoption für Patienten mit hochaktiver, therapierefraktärer Multipler Sklerose (MS). Mit dem Update 2025 haben ECTRIMS und EBMT ihre Empfehlungen aktualisiert und betonen erneut, dass eine frühzeitige Indikationsstellung entscheidend ist, um den maximalen Nutzen dieser Therapie zu erzielen.

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Chancen und Herausforderungen der KI in der Neurologie

In Zusammenarbeit mit Marc Pawlitzki und Lars Masanneck

Die Digitalisierung der Medizin schreitet rasant voran, und große Sprachmodelle (LLMs) versprechen eine effiziente Unterstützung bei der klinischen Entscheidungsfindung. Doch wie zuverlässig sind diese Systeme wirklich? Unsere aktuelle Studie untersuchte verschiedene LLMs hinsichtlich ihrer Fähigkeit, leitlinienkonforme Antworten auf neurologische Fragestellungen zu liefern.

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Abatacept führt zur langfristigen Wiederherstellung der B-Zell-Nische bei einer Patientin mit CTLA-4-Haploinsuffizienz

In Zusammenarbeit mit Marc Pawlitzki

Die CTLA-4-Haploinsuffizienz ist eine seltene genetische Erkrankung, die durch eine Fehlfunktion regulatorischer T-Zellen gekennzeichnet ist und zu Autoimmunerkrankungen sowie Immunzytopenien führen kann. Die Behandlung mit Abatacept, einem CTLA-4-Fusionsprotein, hat bereits positive Effekte bei Autoimmunerkrankungen gezeigt. Doch die langfristigen Auswirkungen auf die Funktion des Knochenmarks und das Immunsystem sind noch nicht vollständig erforscht.

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Folge 10 – Hereditäre Neuropathien und die Rolle des Nervenultraschalls

Die 10. Folge unseres Videopodcasts ist jetzt online! Dieses Mal freuen wir uns, Alexandra Borchert, ausgewiesene Expertin für periphere Neurologie, als Gast begrüßen zu dürfen.

Im Fokus steht das spannende Thema hereditäre Neuropathien:

  • Was verbirgt sich hinter diesen genetisch bedingten Nervenerkrankungen?
  • Wie äußern sie sich klinisch, und welche diagnostischen Herausforderungen bestehen?
  • Welche zentrale Rolle spielt der Nervenultraschall bei der Diagnostik und Beurteilung dieser Erkrankungen?

Mit ihrer Fachkenntnis und Erfahrung liefert Alex Borchert wertvolle Einblicke in die Welt der peripheren Neurologie und zeigt praxisnahe Ansätze für die klinische Anwendung auf.

Schauen Sie vorbei und vertiefen Sie Ihr Wissen!
📲 Jetzt online verfügbar:

Disease-modifying strategies: Targeting protein kinases in multiple sclerosis and other autoimmune disorders

In Zusammenarbeit mit Marc Pawlitzki

Die Behandlung der Multiplen Sklerose (MS) hat in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte gemacht. Jüngst hat die US-amerikanische FDA und auch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) Ublituximab, einen neuartigen anti-CD20 monoklonalen Antikörper, für die Behandlung von MS zugelassen. Damit stehen nun über 15 krankheitsmodifizierende Therapien (Disease-Modifying Therapies, DMTs) zur Verfügung, die entweder bewährte Wirkmechanismen optimieren oder völlig neue Ansätze verfolgen.

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Neue Therapieansätze bei Myasthenia Gravis: Ein Vergleich von C5IT und FcRn-Inhibition

In Zusammenarbeit mit Marc Pawlitzi

Myasthenia gravis (MG) ist eine Autoimmunerkrankung, die die neuromuskulären Übertragungen beeinträchtigt und zu belastungsabhängiger Muskelschwäche führt. Trotz der Wirksamkeit der Standardtherapien bleiben bei einem gewissem Anteil der Patienten weiterhin alltagsrelevante Symptome bestehen. Zwei innovative Therapieansätze, die Hemmung des Komplementsystems (C5IT) und die Antagonisierung des neonatalen Fc-Rezeptors (FcRn), bieten neue Hoffnung.

Ergebnisse der aktuellen Studie

ntersuchte die Wirksamkeit und Sicherheit dieser neuen Ansätze. Die Patienten erhielten entweder C5IT (Eculizumab oder Ravulizumab) oder den FcRn-Inhibitor Efgartigimod. Beide Therapieformen führten zu einer raschen klinischen Verbesserung, darunter eine signifikante Reduktion der MG-Aktivitten des täglichen Lebens (MG-ADL) und eine Halbierung der Kortikosteroiddosen.

Trotzdem blieb bei 20–49,1 % der Patienten eine unzureichende Behandlungseffizienz gemessen an den MG-ADL bestehen, was auf den Bedarf an zusätzlichen Therapieoptionen hinweist. Relevante Nebenwirkungen wurden dabei nicht dokumentiert, was die Anwendung dieser Ansätze in der klinischen Praxis weiter untermauert. Nach einer Propensity-Score-Matching-Analyse waren die Ergebnisse beider Ansätze in Bezug auf Wirksamkeit und Sicherheit vergleichbar.

Bedeutung für die Praxis

Diese Ergebnisse stärken die Grundlage für personalisierte Therapieentscheidungen. Besonders Patienten, die auf aktuelle Therapien nicht ausreichend ansprechen, könnten von weiteren Fortschritten profitieren. Zukünftige Studien sollten Faktoren identifizieren, die eine Vorhersage der individuellen Therapieantwort ermöglichen.

Huntemann N, Gerischer L, Herdick M, et al. C5 complement inhibition versus FcRn modulation in generalised myasthenia gravis. J Neurol Neurosurg Psychiatry. Published online January 11, 2025. doi:10.1136/jnnp-2024-334404

Neuroprotektion bei ischämischem Schlaganfall: Die Rolle von LFA-1 in der Mikroglia-vermittelten Zellkommunikation

In Zusammenarbeit mit Robin Jansen und Jens Neumann

Die Suche nach wirksamen neuroprotektiven Ansätzen für den ischämischen Schlaganfall, eine der häufigsten Todesursachen weltweit, hat in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Herausforderungen offengelegt. Unser kürzlich veröffentlichter Artikel beleuchtet die Rolle des Integrins LFA-1 (lymphocyte function-associated antigen-1) in der Mikroglia-vermittelten Neuroprotektion unter Bedingungen von Sauerstoff-Glukose-Entzug (OGD). Die Ergebnisse dieser Studie, basierend auf organotypischen Hippocampal-Schnittkulturen, zeigen, wie essenziell die Kommunikation zwischen Mikroglia und Neuronen für das Überleben neuronaler Zellen ist.

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3. Immunologisches Forum in Magdeburg

Vor dem Hintergrund der zunehmenden medikamentösen Optionen zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen spielt die Auswahl der passenden Therapie oder Therapiesequenz eine zentrale Rolle. Dabei haben Komorbiditäten der Betroffenen oft einen wesentlichen Einfluss: Sie können sowohl das Ansprechen auf die Therapie negativ beeinflussen als auch unter der gewählten Immuntherapie zu einer Verschlechterung des klinischen Zustands führen. Daher wird der interdisziplinäre Austausch immer wichtiger, um eine umfassende und langfristige Betreuung der chronisch Erkrankten sicherzustellen. Im Rahmen des 3. Interdisziplinären immunologischen Forums in Magdeburg am 15.01.2025 im Ratswaage Hotel laden wir Sie daher erneut herzlich zu einem regen Austausch ein.

Programm

17:30- 18:15

Begrüßung und Zusammenfassung des letzten Forums; Aktuelles aus der Neurologie

PD Dr. med. Marc Pawlitzki

18:15-19:00

Depressionen bei Autoimmunerkrankungen Stellenwert, Beurteilung, Maßnahmen

Prof. Dr. med. Jonathan Repple

19:00-19:10 Pause

19:10-19:55

Rheumatologie vs. Orthopädie – Welcher Patient zu wem?

Prof. Dr. med. Eugen Feist

Dr. med. Steven Krüger

19:55-20:40

Von Kortison bis CAR-T Zelltherapie –

Ein Rundumblick in der Immunologie

Prof. Dr. med. Thomas Skripuletz

Anmeldung unter: florian.schlenke@sandoz.com

Ocrelizumab vs. Ofatumumab bei Multipler Sklerose

In Zusammenarbeit mit M. Pawlitzki

Die Behandlung der Multiplen Sklerose (MS) hat sich durch den Einsatz von CD20-Antikörpern wie Ocrelizumab (OCR) und Ofatumumab (OFA) erheblich weiterentwickelt. Diese Therapien ermöglichen eine gezielte B-Zell-Depletion, was eine effektive und gut verträgliche Behandlung aktiver schubförmiger MS (RMS) darstellt. In einer aktuellen deutschen Multizenterstudie untersuchten wir die Unterschiede in den Behandlungsergebnissen dieser beiden Substanzen.

Historischer Hintergrund und Therapieoptionen

Die CD20-Antikörper-Therapie begann mit Rituximab (RTX), das trotz positiver Ergebnisse nie für RMS zugelassen wurde. OCR wurde 2017 als erste Therapie offiziell zugelassen, gefolgt von OFA im Jahr 2021. Beide Medikamente zielen auf die Depletion von B-Zellen ab, unterscheiden sich jedoch in ihrer Verabreichung: OCR wird halbjährlich intravenös oder subkutan gegeben, während OFA monatlich subkutan appliziert wird.

Studienergebnisse: Vergleich von OCR und OFA

Die Multizenterstudie (2021–2023) umfasste 1.138 MS-Patienten, von denen nach Datenbereinigung 544 OCR- und 417 OFA-Patienten in die finale Analyse aufgenommen wurden. Die Studie zeigte, dass OFA in Bezug auf Schubraten, Behinderungsprogression und MRT-Läsionen nicht schlechter abschnitt als OCR. Subgruppenanalysen ergaben jedoch potenzielle Unterschiede bei Patienten, die von S1P-Rezeptormodulatoren (S1PRM) oder Natalizumab (NTZ) wechselten: Während beide Therapien bei therapienaiven Patienten ähnlich effektiv sind, zeigten sich bei Patienten, die von NTZ oder S1PRM wechselten, potenzielle Vorteile. Beispielsweise wurde bei NTZ-Patienten, die auf OCR wechselten, ein besseres Krankheitsmanagement beobachtet, während OFA bei S1PRM-Wechslern überlegen schien.

Fazit und Ausblick

Die Multizenterstudie liefert wichtige Einblicke in die vergleichende Effektivität von OCR und OFA. Beide Substanzen sind wirksame Behandlungsoptionen, wobei spezifische Subgruppen potenziell unterschiedlich profitieren könnten. Zukünftige Studien sollten diese Unterschiede weiter untersuchen, insbesondere hinsichtlich Langzeitwirkungen und neuer Therapiemöglichkeiten wie der subkutanen OCR-Formulierung.

Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig eine maßgeschneiderte Behandlungsstrategie bei RMS ist, um optimale Langzeitergebnisse zu erzielen.

Quelle: Meuth, S.G., Wolff, S., Mück, A., Willison, A., Kleinschnitz, K., Räuber, S., Pawlitzki, M., Konen, F.F., Skripuletz, T., Grothe, M., Ruck, T., Huttner, H.B., Kleinschnitz, C., Bopp, T., Pul, R., Cree, B.A.C., Hartung, H.-P., Möllenhoff, K. and Pfeuffer, S. (2025), Different Treatment Outcomes of Multiple Sclerosis Patients Receiving Ocrelizumab or Ofatumumab. Ann Neurol. https://doi.org/10.1002/ana.27143

Neue Perspektiven zur Aß-Immuntherapie bei Alzheimer: Chancen und Risiken im Blick

In Zusammenarbeit mit Marc Pawlitzki

Die Zulassung von Aducanumab, Donanemab und Lecanemab durch die FDA markiert einen Meilenstein in der Behandlung der Alzheimer-Erkrankung. Diese Amyloid-ß-Antikörpertherapien (Aß-Immuntherapien) zielen auf die neurotoxischen Vorstufen extrazellulärer Amyloid-Plaques ab, die die Alzheimer-Erkrankung charakterisieren. Klinische Studien zeigen, dass diese Therapien nicht nur Amyloidablagerungen reduzieren, sondern auch das Fortschreiten kognitiver Defizite verlangsamen. Doch der Erfolg hat seinen Preis: Ein relevanter Anteil der Patienten entwickeln Amyloid-assoziierte Bildveränderungen (ARIA), die von Ödemen (ARIA-E) bis hin zu Hirnblutungen (ARIA-H) reichen und schwerwiegende Komplikationen wie Schlaganfälle oder sogar ein erhöhtes Mortalitätsrisiko mit sich bringen können.

Die Rolle der perivaskulären Drainage und Kleingefäßerkrankungen (CSVD)

Die pathophysiologischen Mechanismen hinter ARIA lenken den Blick auf die perivaskuläre Drainage, ein essenzielles System für den Abtransport von Amyloid-ß aus dem Gehirn. Ist diese Drainage gestört – etwa durch Kleingefäßerkrankungen (CSVD) –, können Amyloidablagerungen in Gefäßwänden zu einer Beeinträchtigung der Blut-Hirn-Schranke (BHS), Gefäßödemen und Blutungen führen. Etwa 25 % der Alzheimer-Patienten weisen Mikroblutungen (als Ausdruck einer CSVD) auf, während bis zu 80 % eine zerebrale Amyloidangiopathie (CAA) zeigen. Eine begleitende CSVD erhöht somit das Risiko für ARIA und macht eine sorgfältige Patientenselektion erforderlich.

Neue Erkenntnisse aus der Forschung

Internationale genomweite Assoziationsstudien haben erstmals die genetischen Zusammenhänge zwischen der neurovaskulären Einheit (NVU), Inflammation und perivaskulären Räumen (PVS) beleuchtet. PVS sind Flüssigkeitsräume, die kleine Gefäße umgeben und eine zentrale Rolle im Abtransport toxischer Substanzen wie Amyloid-ß spielen. Eine erhöhte Prävalenz von PVS deutet auf eine gestörte Drainage hin und korreliert mit Veränderungen von Biomarkern, die endothelialer Aktivierung, BHS-Integrität und Inflammation zugeordnet werden können.

Patientenselektion und zukünftige Fragestellungen

Die therapeutische Herausforderung besteht darin, Patienten mit erhöhtem ARIA-Risiko besser zu identifizieren. Basierend auf Erfahrungen aus den Zulassungsstudien wird empfohlen, Patienten mit moderater bis schwerer CSVD oder multiplen Mikroblutungen von einer Aß-Immuntherapie auszuschließen. Dennoch bleiben viele Fragen offen: Können Blut-Biomarker als Indikatoren für Drainagestörungen und ARIA-Risiken dienen? Korrelieren diese mit MRT-Befunden? Und welche molekularen Marker sind besonders relevant?

Fazit

Die Einführung der Aß-Immuntherapie eröffnet neue Chancen für die Behandlung milder Formen der Alzheimer-Erkrankung, birgt jedoch Risiken, die ein differenziertes Patientenmanagement erfordern. Die laufende Forschung zu Biomarkern und perivaskulären Mechanismen könnte in Zukunft helfen, personalisierte Therapieansätze zu entwickeln und die Sicherheit dieser Behandlungsoptionen weiter zu verbessern. Die Herausforderung bleibt, Nutzen und Risiko individuell abzuwägen, um den Patienten die bestmögliche Versorgung zu bieten.