Verbesserung der Versorgung von Patienten mit spastischer Bewegungsstörung nach Schlaganfall

In Zusammenarbeit mit John-Ih Lee

Schlaganfälle haben oft langfristige Auswirkungen auf die Lebensqualität, da sie zu Beeinträchtigungen und Einschränkungen führen. Jährlich erleiden in Deutschland etwa 243.000 bis 260.000 Menschen einen Schlaganfall, und bis zu 43 % entwickeln im Anschluss eine spastische Bewegungsstörung (SMD). Die rasche Zunahme der spastischen Tonuserhöhung, ein charakteristisches Merkmal der SMD, liegt bei 21 % innerhalb der ersten Woche nach dem Schlaganfall und steigt auf 43 % nach sechs Monaten an.

Die Folgen von Schlaganfällen belasten nicht nur die Betroffenen, sondern auch das Gesundheitssystem durch indirekte Kosten wie Erwerbsunfähigkeit, Pflegebedürftigkeit und psychosoziale Begleiterscheinungen. Die Definition von Spastizität wurde 2005 erweitert, um das breite klinische Bild der SMD besser zu erfassen. Zur Quantifizierung werden die Ashworth-Skala und die modifizierte Ashworth-Skala genutzt.

Die Leitlinien der DGN von 2023 empfehlen den Einsatz von Botulinumneurotoxin A (BoNT-A) bei fokaler, multifokaler und segmentaler spastischer Tonuserhöhung, insbesondere wenn eine funktions- oder alltagsrelevante SMD vorliegt oder Komplikationen drohen. Trotz dieser Empfehlung zeigt eine Umfrage von 2019, dass weniger als 10 % der Patienten mit BoNT-A behandelt werden, während fast 100 % Physiotherapie erhalten. Das Expertentreffen im April 2022 identifizierte Ursachen für diese Unterversorgung und erarbeitete Lösungsvorschläge, um die Versorgung zu verbessern und die Lebensqualität der Betroffenen zu erhöhen.

Ursachen für die derzeitige Unterversorgung im Management von SMD in Deutschland sind unter anderem ein mangelndes Bewusstsein von Ärztinnen und Ärzten für SMD, begrenzte Behandlungskapazitäten, unzureichende Informationsübermittlung im Entlassungsmanagement sowie Personalmangel in spezialisierten stationären und ambulanten Therapiezentren. Vor diesem Hintergrund empfiehlt das Gremium die Implementierung eines Patientenpfads, der sicherstellt, dass Personen mit SMD eine angemessene BoNT-Therapie erhalten.


Der vorgeschlagene Versorgungsweg für Patienten nach einem Schlaganfall zielt darauf ab, bestehende Versorgungslücken zu schließen und somit eine konformitätsgetreue Behandlung der SMD nach einem Schlaganfall sicherzustellen. Die entsprechenden Empfehlungen finden Sie hier.